Der Strom macht die Musik

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‚Und das elektrische Klavier das klimpert leise…‘ heißt es in dem alten Song ‚In einer kleinen Konditorei’ von Vico Torriani. Ein selbstspielendes Klavier gehörte in vielen Cafés und Bars zum Unterhaltungsprogramm. Es war eine einmalige Anschaffung, kostete kein Gehalt und war immer mit populären Melodien nachladbar.

1902 brachte Ludwig Hupfeld in Konkurrenz zum amerikanischen Pianola das Phonola als erstes sogenanntes Kunstspielklavier heraus. Das war damals noch pneumatisch angetrieben. ‚Phonola‘ war in Europa das Synonym für ein selbstspielendes Klavier. Die Tonerzeugung erfolgte rein mechanisch mit Hilfe einer Pneumatik.

Bis zum echten elektrischen Klavier und dem E-Piano war es noch weit. Der Strom kam erst später zum Zuge. Zuerst hat man die vorhandene Mechanik selbst elektrisch angetrieben.

Der Strom wurde von Akkumulatoren geliefert, später erst durch fest installierte Stromanschlüsse. In Wild-West-Filmen haben die ‚Pianolas‘ oft eine Hauptrolle gespielt.

Das einfache elektrische Klavier gab ein Stück nicht mit künstlerischem Ausdruck wieder. Monoton ‚klimperte‘ es vor sich hin, exakt nach den in der Notenrolle gestanzten Löchern.

Erst später boten die Klaviere künstlerische Betonung und klangen für die Ohren der Besucher wesentlich natürlicher.

In dem Schlager von 1930 heißt es dann auch:

In einer kleinen Konditorei,
da saßen wir zwei,
bei Kuchen und Tee.
Du sprachst kein Wort, kein einziges Wort,
und wusstest sofort, dass ich Dich versteh‘!
Und das elektrische Klavier,
das klimpert leise,
eine Weise von Liebesleid und Weh!
in einer kleinen Konditorei…

Hochwertige elektrische Klaviere haben heute viele Regelungsmöglichkeiten für die Wiedergabe. Selbst eine Regelung der Anschlagdynamik oder die Beeinflussung der Dynamik auf andere Art (linkes Pedal – Hammerleiste) gibt es. Eine flexible Geschwindigkeitsregelung ist Standard bei hochwertigen Modellen.

Einige wenige Hersteller produzierten und produzieren heute noch derartige Klaviere, die komplett elektrisch bzw. elektronisch gesteuert werden. Hierzu gehören beispielsweise die Modelle PianoDisc und Yamaha Disklavier.

Die gegen Ende der 1990er Jahre entwickelte Sampling-Technologie machte die Entwicklung der heutzutage gebräuchlichen elektronischen Pianos, auch Digitalpianos oder E-Pianos genannt, erst möglich. Mithilfe dieser Technologie wurde es machbar, den komplexen Klang eines akustischen Klaviers auf elektronische Art zu erzeugen. Dazu werden die Klänge von qualitativ hochwertigen, akustischen Klavieren oder Flügeln aufgenommen (gesampelt).

Die im E-Piano befindliche Elektronik kann diese Samples beim Spielen wiedergeben und so den Klang des ‚Ursprung-Pianos‘ reproduzieren. Im Laufe der Entwicklung wurde versucht, dem Klang und dem Spielgefühl akustischer Klaviere möglichst nahezukommen. Dabei spielt die Tastatur des Instruments eine wesentliche Rolle. Sie bestimmt die Dynamik des Anschlags und somit die Lautstärke und Klangfarbe.

Gute Modelle verfügen über eine komplette Klaviertastatur mit 88 Tasten und eine sogenannte Gewichtung. Diese Gewichtung ist ein im E-Piano integrierter Miniatur-Nachbau der Hammer-Mechanik akustischer Klaviere und vermittelt ein realistisches Anschlag-Gefühl. Dadurch ist es den Herstellern heutzutage möglich, leicht transportable Pianos mit authentischem Klang und Spielgefühl zu produzieren und diese zu einem verhältnismäßig günstigen Preis anzubieten.

Da nur die wenigsten Musiker über den Platz oder die finanziellen Mittel verfügen sich einen Steinway-Flügel anzuschaffen, stellen digitale Pianos mittlerweile für viele eine echte Alternative zum akustischen Klavier dar.

Ohne Strom wäre ein elektrisches Klavier nicht vorstellbar.